Antibiotikum gegen Feuerbrand im Obstbau keine Lösung

Führender steirischer Obstbauer solidarisiert sich mit den Anliegen der Bio-Imker.

Pöllauberg/Rettenegg (OTS) – Werner Retter aus Pöllauberg, Geschäftsführer vom Obsthof Retter und Bio-Obstbauvisionär der ersten Stunde, zeigt sich mit den Anliegen der steirischen Bio-Imker solidarisch und fordert einen völlig neuen Ansatz in der Bekämpfung des Feuerbrandes.

Symptombekämpfung reicht nicht
Das Ausbringen streptomyzinhältiger Pflanzenschutzmittel (Antibiotikum) sei keine Strategie, sondern lediglich eine Symptombehandlung, der jede langfristige Perspektive fehle. Neben ökologischen und humanmedizinischen Bedenken sei auch die Gefahr einer raschen Resistenzbildung gegeben. "Wir sollten beginnen, unsere Kulturpflanzen als Lebewesen zu betrachten und ihre Widerstandskraft gezielt stärken." Retter plädiert grundsätzlich für Umstellung auf biologische Wirtschaftsweise im Obstbau. Selbst wenn dies vorübergehend mit höheren Risken verbunden sei, seien die Pflanzen langfristig gesünder, ausgeglichener und widerstandsfähiger.

 

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Antibiotikum nur Symptombehandlung

Wir müssen lernen, mit dem Feuerbrand zu leben. Erfahrungen aus anderen Ländern – insbesondere Neuseeland und Südtirol – zeigen, dass der Feuerbrand auch ohne Streptomyzin beherrschbar wird, wenn eine Vielzahl von Maßnahmen erfolgreich koordiniert werden.  Retter fordert weiters einen Schulterschluss von Wissenschaft, Konsumenten und Obstbauern und eine Aufstockung des Etats für Forschungsprojekte. Alternativpräparate seien bereits auf dem Markt, ihr Einsatz werde jedoch viel zu wenig in Betracht gezogen.


Keine Biene, kein Obst

"Wir brauchen unsere Imker zur Bestäubung unserer Kultur- und Wildpflanzen. Nur wenn wir Obstbauern verstehen, dass die Imker ihre Bienen nur dann in die Nähe unserer Obstgärten bringen, wenn sie dort unbedenkliche Rahmenbedingungen vorfinden, kann es ein für beide Seiten befruchtendes Miteinander geben." Bestäubungsprämien für Bienenvölker, deren Honig dann aufgrund von Schadstoffbelastungen und Rückständen nicht mehr in Verkehr gebracht werden könne, lehne er grundsätzlich ab, so der Pomologe.

Katastrophenfond im Rodungsfall

Angesichts der die Existenz bedrohenden Situation für etliche Betriebe im Vorjahr habe im Rodungsfall die öffentliche Hand einzuspringen, so Werner Retter abschließend. Der heimische Erwerbsobstbau steht vor einer ernsthaften Bedrohung durch den Feuerbrand. Nach großen Schäden im Vorjahr will das Bundesamt für Ernährungssicherheit heuer erstmals das Antibiotikum Streptomyzin zu dessen Bekämpfung zulassen. Allein in der Steiermark könnte so das Antibiotikum auf einer Fläche von 4620 ha Obstbau angewandt werden. Steirische Bio-Imker warnten vor massiven Auswirkungen dieser Bekämpfungsmaßnahme auf den Bienen-bestand und fürchten um das Image ihrer Produkte. In der Zwischenzeit wurde eine renommierte Umweltrechtskanzlei mit der Prüfung von rechtlichen Schritten beauftragt. Etwaige Schadenersatzklagen werden ebenso in Erwägung gezogen wie eine Beschwerde beim Verfassungsgerichtshof.

Steckbriefe:

Werner Retter ist Geschäftsführer der international bekannten Brennerei Retter am Pöllauberg. Die eigenen Obstanlagen wurden bereits 1992 unter der Federführung von Dr. Erwin Frohmann nach einem richtungweisenden Öko-Konzept auf biologische Bewirtschaftung umgestellt. Das Bewirtschaftungskonzept des Obsthof Retter wurde mit einem Anerkennungspreis der "Europäischen Umweltstiftung" 1994 ausgezeichnet.

Johannes Gruber (Sprecher der Bio-Imker Gruppe) bewirtschaftet 60 Bienenvölker nach biologischen Richtlinien im nordoststeirischen Rettenegg. Spezialisierung auf Gebirgswaldhonig aus Einzellagen und besondere Herstellungsweisen. Vertrieb über gehobene Feinkost- und Bioläden.

Siegfried Amplatz aus dem oststeirischen Sinabelkirchen ist Imker im Vollerwerb und mit 500 Bienenvölkern einer der bedeutendsten Betriebe des Landes. Vertrieb über Großhandel, Verarbeitungsbetriebe und regionale Bio-Bauernmärkte.

Sergej Stebih ist Vollerwerbsimker im südoststeirischen Deutsch Goritz. Er ist einer der ersten österreichischen Imker nach bio-dynamischen Richtlinien (Demeter) zertifiziert. Der Vertrieb seiner Honige erfolgt über den Naturkosthandel.

Quelle & Rückfragehinweis:
Werner Retter
Tel.: +43/664/3008967

 

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