Das Insektensterben ist ein weltweit beobachtetes Phänomen. Es wird seit über dreißig Jahren wissenschaftlich untersucht. Demnach schwindet nicht nur die Zahl der Insektenarten, sondern auch die Häufigkeit und Biomasse pro Art. Doch was sind die Gründe für den beunruhigenden Insektenrückgang? Gibt es griffige Maßnahmen, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken oder ist alles unwiederbringlich verloren?
Weitreichende Folgen
Seit Jahren warnen Wissenschaftler sowie Natur- und Tierschutzorganisationen wie der NABU Naturschutzbund Deutschland vor den verheerenden Folgen, die das Insektensterben aufs gesamte Ökosystem sowie die Nahrungskette haben wird. In Deutschland gibt es schätzungsweise 33000 Insektenarten. Einige Arten gelten bereits als ausgestorben und andere sind zumindest vom Aussterben bedroht. Diese Entwicklung ist gefährlich, denn Insekten erfüllen in der Natur unverzichtbare Funktionen als
- Bestäuber von Pflanzen, insbesondere von Nutzpflanzen,
- Nahrungsquelle für andere Tiere wie Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetiere,
- Nützlinge und Regulatoren, so zum Beispiel beim Fraß von Schädlingen auf Nutzpflanzen,
- Verwerter von Pflanzenresten, Dung und Tierleichen
Es liegt auf der Hand, dass ein Insektensterben das Gleichgewicht in unserem Ökosystem nachhaltig stört. Wer bestäubt dann die Pflanzen? Wovon ernähren sich bei weniger Insekten die anderen Tiere? Zur Erinnerung: Am Ende der Nahrungskette steht der Mensch, der selber Tiere isst. Wenn gewisse Insekten fehlen, können andere Tiere überhandnehmen, da deren natürlichen Feinde ausfallen. Schließlich sind Insekten für die Bodenfruchtbarkeit enorm wichtig, weil sie als Verwertertiere zur Remineralisierung organischer Stoffe beitragen. Insekten helfen somit beim Aufräumen in der Natur.
Warum sterben Insekten?
Die etablierte Wissenschaft anerkennt zurzeit nur vier bis fünf Gründe als Hauptursachen für den fortschreitenden Insektentod:
- Intensivlandwirtschaft und damit einhergehende Monokulturen beim Ackerbau
- Pestizide, insbesondere das Ausbringen von Insektiziden und Totalherbiziden wie Glyphosat
- Flächenfraß durch Versiegelung der Böden für Straßen oder nach Überbauungen für Industrie, Gewerbe und Wohnungen
- Verändertes Klima
Eine weitere Ursache ist die zunehmende Lichtverschmutzung, welche die Lebensbedingungen gerade für nachtaktive Tieren beeinträchtigt. Das Ausbringen genveränderter Organismen in die freie Natur dürfte weitere, kaum absehbare Folgen hinsichtlich des Insektensterbens haben.
Strittig ist unter manchen Fachleuten, wie stark die Strahlung von Mobilfunkanlagen den Insekten schadet. Immerhin hat hierzu die Universität Neuenburg im Auftrag des Bundesamts für Umwelt (BAFU) eine fundierte Übersichtsstudie im August 2022 herausgegeben. Demnach ist zumindest erwiesen, dass diese Strahlung tatsächlich negative Auswirkungen auf Insekten zeigt; doch gleichzeitig halten die Studienmacher fest, dass weiterer Forschungsbedarf bestehe.
Was können wir tun?
Es gibt eine Reihe von Maßnahmen, die zum Schutz der Lebensräume von Insekten getroffen werden können. Für jeden einzelnen beginnt das beim Konsumverhalten. Biologische Landwirtschaft ist per se insektenfreundlich. Ein weiterer Grund, möglichst Bio-Lebensmittel zu kaufen. Sind sie regional und saisonal produziert, umso besser.
Wer einen eigenen Garten oder Balkon hat, kann insektenfreundliche Blumen säen. Beliebt sind auch Insektenhotel-Ideen. Wichtig dabei, die Hotels nur an geeigneten Standorten aufzustellen. Auch Sandlinsen und etwas “Unordnung” im Garten dient dem Zweck der Arterhaltung von Insekten. Auf Pestizide ist selbstverständlich zu verzichten. Alternativen gibt es genug.
Hilfreich sind auch das persönliche Gespräch und die Vernetzung mit gleichgesinnten Verwandten, Freunden, Bekannten oder Nachbarn. Letztlich ist eine Lebensänderung von uns allen erforderlich, die einhergeht mit der Sensibilisierung für das Thema des Insektensterbens und deren Ursachen. Das wirkt sich auch auf die ökonomischen und politischen Prozesse aus.