News vom Weltenwanderer

Gregor Sieböck: Zu Fuß rund um den Globus – Nachricht von unterwegs.

 

Gregor Sieböck startete seine 2. Weltenwanderung am 21.7.08 am Wiener Stephansplatz – BIO-TV berichtete. Sein Engagement gilt einem bewussten Umgang mit unserem Planeten. Regelmäßig wird er uns informieren, wo ihn seine Wegkreuzungen hinführen. Hier seine erste Nachricht:

 

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Gregor Sieböck und Reinhold Richtsfeld

Liebe Freunde und Freundinnen!

Ich bin wieder zu Fuß unterwegs! Der Traum lebt und begann vor vielen Jahren, doch die Entscheidung wieder in die weite Welt hinauszugehen entstand vor einigen Monaten. Damals saß ich am Schreibtisch im Waldviertel. Die Zeit dort gefiel mir sehr gut, und ich hatte das Gefühl eine Heimat gefunden zu haben, doch an diesem besonderen Tag war es anders, denn es war alles nicht so erfreulich. So manche unnötige Diskussion entstand am Telefon und nebenbei arbeitete ich stundenlang am Computer und tippte Reklamationsbriefe, während draußen die Wintersonne schien. Dann kam noch ein Telefonat, dass genau um das eine zu viel war und ich dachte mir: „Jetzt reicht’s!“ lud mir ein Foto von den Torres del Paine im fernen Patagonien als Hintergrundbild auf den Bildschirm und entschied: „Dort gehe ich wieder hin! Ich breche nochmals auf, in die weite Welt hinaus.“ Und ein paar Tage später stand er dann plötzlich vor mir: Unrasiert, Haare, die in alle vier Windrichtungen wuchsen und in der Kleidung eines Reisenden. Er war vor drei Jahren von der Schweiz aufgebrochen, um auf die Walz zu gehen; in die weite Welt hinaus. Nun reiste er durch die Lande und hatte gehört, dass es im Waldviertel die besten Schuhe weit und breit gab; da wollte er sich nun ein Paar holen! Wir kamen ins Reden. Nick war Steinmetzgeselle und heuerte bei vielen verschiedenen Meistern an. Bald tauschten wir Geschichten aus und mit jeder Geschichte von der großen weiten Welt wuchs meine Sehnsucht – ich wollte wieder GEHEN, bis an meiner Sehnsucht Rand.

Während Nick in Aotearoa Steine bearbeitete und durch die Wildnis wanderte, zog ich durch die Lande und hielt über hundert Diavorträge von meiner letzten Weltenwanderung: Über das Gehen und das einfache Leben in Respekt mit Mutter Erde. Ich versuchte auch die Menschen anzuregen, ihre Träume zu leben. Es war eine schöne aber auch sehr harte Arbeit, waren doch nicht selten hunderte Menschen im Saal und es war daher oft auch emotional anstrengend. Ich lebte mehr für die anderen, doch dann stand ich auf meiner Deutschlanddiatournee auf einmal vor einem großen Filmplakat. Sie zeigten gerade den Film „In die Wildnis!“ Spontan zog es mich ins Kino. Chris Mc Candless alias Alex Supertramp war ohne Geld, ohne Ausweise und nur mit einem winzigen Rucksack ausgerüstet nach Alaska unterwegs. Er lebte seine Träume und wanderte schließlich alleine in die Wildnis des Denali. Meine Sehnsucht war auch wieder voll präsent und ein paar Wochen später stand ich mit Sack und Pack und Wanderstock am Stephansplatz in Wien. Viele gute Freunde und Freundinnen waren an meiner Seite und es konnte losgehen; wieder einmal hinaus in die weite Welt, zu Fuß, diesmal gänzlich ohne Flugzeug, nur mit den treuen Waldviertler Schuhen auf meinen Füßen und auch durchaus bereit in ein Boot zu steigen wenn es übers Meer gehen soll. So bin ich unterwegs, auf unbestimmte Zeit. Diesmal ist es völlig ungewiss wohin mich meine Füße tragen werden. Ich möchte es auch bewusst offen halten. Die Tour ist den Wegkreuzungen gewidmet, und so werde ich an diesen immer wieder aufs Neue entscheiden wohin der Weg gehen soll. Ich werde ich mich aus vollem Herzen auf den Weg einlassen.

Am ersten Tag waren Reinhold, Martin und Sylvia mit dabei als wir durch die Vororte Wiens wanderten. Abends kehrten wir in eine Pizzeria ein, Gallo Rosso tanzte und es gab ein herrliches Abendessen. Wir feierten den Aufbruch und lachten bis uns der Bauch wehtat. Irgendwann nach einem herrlichen Schokodessert kam dann aber doch der Kellner vorbei, und meinte ich würde zu laut lachen; also hatte ich es wieder einmal geschafft: Lachverbot, und das gleich am ersten Tag! Bald zogen wir weiter, Sylvia kehrte heim und wir wanderten in die Perchtholdsdorfer Heide; auf der Suche nach unserem ersten Nachtquartier. Wir träumten von einem Schlafplatz an einem kleinen Bach, um noch ein Bad zu nehmen – doch wo sollte auf einer Heide ein Bach sein? In der Ferne sahen wir einen Baum, dort wollten wir unser Zelt aufstellen und als wir näher kamen trauten wir unseren Augen nicht: Da stand doch eine große Badewanne gleich unter dem Baum. Was für ein Fest! Mit Blick über Wien, bei herrlichem Abendrot und bald unter dem weiten Sternenzelt nahmen wir noch ein Bad und schliefen dann in Vorfreude was noch kommen möge glücklich ein.

Reinhold war genauso wie ich für lange aufgebrochen und wir wollten bis ans Ende der Welt oder eben bis zu jener Wegkreuzung zusammen gehen an der wir dann spürten, dass jeder einen anderen Weg einschlagen sollte. Martin Weber arbeitete als Energetiker und wollte uns zwei Wochen begleiten (er hat eine faszinierende Webseite: www.openspirit.at). Er löste viel in uns auf und manchmal kam es mir vor ich säße in einer Waschmaschinentrommel, die mit 1400 Umdrehungen pro Minute schleuderte. Die alten Konzepte flogen nur so von mir weg. So machten wir Pause bei meinem guten, alten Freund Hari in Baden. Eines Abends fragte er mich: „Wo geht ihr nun hin?“ Ich sprach vom Weg nach Westen, über Mariazell und Oberösterreich weiter zum Atlantik. „Was?“ meinte er „ich dachte ihr hättet keine fixe Route?“ „Stimmt“ musste ich zugeben, „dann lassen wir doch mal die Karten beiseite und spüren in welche Richtung wir gehen sollten!“ schlug ich vor. Martin drehte sich im Kreis, dann streckte er die Hände nach vorne aus wo er gerade stand. Hari holte einen uralten Kompass hervor und wir lasen die Nadel ab. Sie zeigte nach SÜDOSTEN! Was war dort? Burgenland, Ungarn, Schwarzes Meer, Bagdad. Wo würde der Weg hinführen? Das wusste keiner aber wir wollten uns voll und ganz darauf einlassen. Wir aßen noch Evas herrliche Zwetschkenknödel zum Abschied und wanderten dann los: Nach Südosten. So entstand bereits am dritten Tag der Tour eine völlig neue Route.

Die Zeit mit Martin war sehr intensiv. Bald kam dann auch noch Andi Schifferer vorbei. Er war Profischifahrer und Abfahrtsweltmeister, wollte aber nun sein Leben völlig neu orientieren und wanderte völlig spontan mit uns mit. Eines Abends in Baden schickte er uns eine Nachricht: „Ich habe ein Zelt und Wanderschuhe, wo soll ich hinkommen?“ Zwischen uns beiden gab es sofort ein tiefes Verständnis und eine große Freundschaft. So freuten wir uns an den Wundern und Geschenken des Weges. Martin erzählte Gleichnisse von König Salomon, behandelte viele Menschen unterwegs und regte uns an, dass wir unserer eigenen Bestimmung folgten. Er meinte Emotionen wären einer unser größter Reichtum, weil sie uns zu uns selbst führen; er sprach vom Engel der Erkenntnis. Und als wir eines Abends alle zusammen am Tisch saßen zeichnete Martin mit dem Finger immer wieder einen Kreis nach. „Immer mehr vom gleichen, und noch mehr vom gleichen, immer wieder derselbe Kreis.“ Doch dann begann er mit der anderen Hand das gleiche Spiel, nur diesmal hob er ab; in Form einer Spirale ging es steil nach oben. „Nichts mehr vom gleichen, ich hatte das alles schon. Immer nur mehr vom gleichen aber damit ist nun Schluss. Ich will nicht immer mehr vom Gleichen.“ Wir spürten die Magie, es begann alles zu fliegen, die Sehnsucht leuchtete aus all’ unserer Augen und eine Welle der Freude überrollte uns. So denke ich, dass die Worte Rainer Maria Rilkes am besten unseren gemeinsamen Weg charakterisieren:

Du musst das Leben nicht verstehen

Du musst das Leben nicht verstehen,
dann wird es werden wie ein Fest.
Und lass dir jeden Tag geschehen
so wie ein Kind im Weitergehen von jedem Wehen
sich viele Blüten schenken lässt.

Sie aufzusammeln und zu sparen,
das kommt dem Kind nicht in den Sinn.
Es löst sie leise aus den Haaren,
drin sie so gern gefangen waren,
und hält den lieben jungen Jahren
nach neuen seine Hände hin.

Rainer Maria Rilke

Die Magie des Weges: Immer wieder begegnete sie uns. Wir kamen an einem Feld vorbei. Es war gerade Mittagszeit und wir hatten Hunger. Andi hatte eine Idee. Er schnitt ein paar frische Ähren ab und meinte wir sollten doch Brot backen. Also hielten wir bald an einer schönen Wiese. Andi und Martin lösten die Körner von den Ähren, Reinhold trennte durch kräftiges Hineinblasen die Spreu vom Weizen und ich mahlte in meiner kleinen Handmühle das frische Mehl. Dann knetete ich den Teig. Reinhold warf den Campingkocher an und dann machten wir Chapatis – für jeden eines. Es war viel Arbeit, doch die Chapatis schmeckten herrlich. Ich merkte wie viel Arbeit in einem so kleinen Stück Brot steckte und genoss jeden Bissen. Dabei beginnt doch alles; bei der ACHTSAMKEIT! In jedem Stück Brot steckt so viel Energie, soviel Kraft und Arbeit, aber auch bei anderen Lebensmitteln ist es nicht anders. Oft aßen wir Brombeeren am Wegesrand. Sie waren so süß und hatten so viel Sonnenenergie gespeichert. Ich begann mich beim Brombeerstrauch zu bedanken, dass er die herrlichen Früchte für uns hervorbrachte und spürte die Energie, die in jeder einzelnen Beere steckte. Oder der Honig. Mein Freund Martin Vosseler hatte mir erzählt, dass die Bienen an die 30.000 Kilometer fliegen um ein halbes Kilo Honig zu schaffen. Wieviele Kilometer stecken da in jedem Löffel Honig? Viele, und aus eigener Erfahrung weiß ich wie anstrengend es oft ist auch nur einen einzigen Kilometer zurückzulegen. Die Dinge wieder schätzen, ACHTEN, das lernte ich an diesem Tag an dem wir eine halbe Ewigkeit brauchten um vier Chapatis zu backen. Sie schmeckten herrlich und da ich seit fünf Jahren keine Uhr mehr trage war ja die Zeit völlig egal. Es ging vielmehr darum was wir aus ihr machten und an diesem Nachmittag fühlte ich mich so glücklich wie ein König als ich das Brot mit jedem Bissen mehr und mehr genoss.

Später auf der Tour besuchte uns der Biobäcker Gragger Heli mit seinem mobilen Holzbackofen und wir buken alle zusammen herrliches Sauerteigbrot. Es wurde ein Fest! Heli war eine Inspiration! Er hatte in seinen Jugendjahren bei Nestlé gearbeitet – bis das Firmenmanagement vor vielen Jahren entschied, dass Nestlé nun den Markt genetisch veränderter Lebensmittel ausbauen wollte. Viele im Unternehmen waren dagegen, doch er war der einzige der ganzen Belegschaft im Alter von 26 Jahren seinen gut bezahlten Job kündigte und sich daheim in Oberösterreich einen Holzofen baute und Biobrot zu backen begann. Alle lachten sie ihn aus doch er ging unbeirrt seinen Weg und da stand er nun vor uns. Jedes einzelne Haar auf seinem Kopf wuchs in eine andere Richtung, sie taten genauso wie er was sie wollten und in seinem Gesicht breitete sich oft ein Grinser aus der von einem Ohr zum anderen reichte. Er strahlte eine solche Freude und Klarheit aus wie ich sie selten zuvor bei einem Menschen gesehen habe. Mutig war er, seinen Weg ist er gegangen und seiner Bestimmung ist er gefolgt und nun stand er vor uns und verzauberte uns alle mit seinem köstlichen Brot und seinem Lebensweg.

Einmal fragten Andi und ich bei einem Pfirsichbauern, ob wir Pfirsiche kaufen könnten. Das Mädchen am Hof meinte, dass wir nur die Hände aufhalten sollten und gab jeden von uns eine Handvoll mit auf den Weg. Spontan gaben wir einen Kuss auf die Wange und dann freuten wir uns alle an den wunderbaren Pfirsichen. Dann wanderten wir an Josef Zotters Schokomanufaktur vorbei. Josef führte uns durch die Manufaktur und wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus; er hatte wirklich an alles gedacht. Es begann beim Kakao, der biologisch und gerecht gehandelt ist, es ging weiter über die artistische Kreation neuer Schokosorten, bis hin zu einem Betrieb wo sich alle Arbeiter selbst verwirklichen können. In der ganzen Manufaktur herrschte ein wunderbarer Geist wie ich ihn bisher nur bei Patagonia Sportswear oder beim Biofritz in München erlebt hatte. Der Traum, dass eine andere Welt möglich war, LEBTE. Wir waren begeistert und inspirierten uns gegenseitig. Dann wanderten wir wieder weiter und ein paar Wandermeilen später hielten wir zur Rast bei Erich. Er kannte mich von einem meiner Vorträge im Audimax und lud uns spontan ein, in seinem Garten Nachmittagsrast zu halten. So verkosteten wir das erste Stück Zotter-Schokolade, die uns Josef mit auf den Weg gegeben hatte. Der Effekt war gewaltig! Andi und ich begannen zu tanzen und das waren die Zeilen, die ich am Abend in mein Tagebuch schrieb: „Die Kraft am Weg – alles hob ab. Das Ziel löste sich in Luft auf, es gibt nur mehr LEBEN! Eine unglaubliche Kraft durchströmte mich. War es Sepps köstliche Labooko Schoki mit Sauerkirsche? Im Eilzugtempo erreichten wir die slowenische Grenze! Mit diesem wunderbaren „Brennstoff“ kann die Wanderung nur zu einem Fest werden.“

Wir machten eine kurze Wanderpause und gingen dann alle so richtig TANZEN! Martha, Hanna und Liesi kamen vorbei, sie spielten Manu Chao und dann ging so richtig die Post ab. Wir waren in einer Bar, wo normalerweise nie jemand tanzt aber die Stimmung riss uns mit und so wirbelten wir bald alle zusammen durch den Laden. Es war zauberhaft. Schließlich stimmte der DJ noch Manu Chaos „El deaparecido“ an. Es gibt wohl kaum ein Lied, das mein Wandererleben besser illustrieren könnte. „Sie nennen mich den, der immer wieder verschwindet, wenn er ankommt ist er auch schon wieder weg“ singt Manu in der Hymne der Vagabunden und kaum einem Musiker ist es gelungen, dieses Leben besser zu illustrieren….ach und nun sitze ich gerade in Andis tollem Waldviertler Schuhladen in Lienz, es ist vier Uhr Morgens, um endlich den Brief abzuschließen, und ich höre Summer of 69. So bringt mich die Musik immer wieder ins SCHWEBEN. 

Zurück ging es an die slowenische Grenze, dort wo wir vor der Pause aufgehört hatten. Reinhold und Walter waren schon voraus und ich hatte noch 70 Kilometer bis Eibiswald vor mir. Es war bereits sieben Uhr abends als ich endlich loswanderte und plötzlich spürte ich eine unglaubliche KRAFT. Es ging los. Die Mur entlang, durch den Wald, es wurde dunkel, ich ging und ging, schaltete meine Stirnlampe ein, war bald in den südsteirischen Weinbergen und flog regelrecht durch die Lande. Der Mond stand hoch oben am Himmel, fast war er schon voll. Nach Mitternacht stellte sich aber doch eine Müdigkeit ein und die Weinberge erschienen mir als ein wunderbarer Rastplatz. So rollte ich den Schlafsack zwischen den Weinreben aus, doch bald zog in der Ferne ein starkes Gewitter auf. Es kam näher, also packte ich alles wieder schnell zusammen und suchte mitten in der Nacht ein Dach. Was war doch dort auf der anderen Straßenseite? Ich traute meinen Augen nicht: Eine Kegelbahn! Herrlich, so schlief ich noch ein paar Stunden zwischen den Kegeln und vor Sonnenaufgang war ich auch schon wieder unterwegs. Der Weg führte über weite Almen, immer die slowenische Grenze entlang und dann war es geschafft; gerade einmal 22 Stunden nach meinem Start in Mureck war ich im 70 Kilometer entfernten Eibiswald. Auf zum Simperl, dem Sehnsuchtswirt wie er von den Weitwanderern auch genannt wird. Dort kreuzen sich  zwei Europäische Fernwanderwege. Ich war schon dreimal zu Fuß dort, denn meinen ersten Weitwanderweg habe ich zusammen mit meiner Mutter im Alter von 13 Jahren begangen. Einige Jahre später saß ich zum ersten Mal beim Simperl und las ganz fasziniert in der Zeitungsartikelsammlung des Gasthauses. Ich erinnere mich noch ganz genau wie ich die Seite von Mayerhofers Wanderung von Istanbul zum Nordkap aufschlug. Da las ich, wie er täglich 50 Kilometer Etappen machte und sogar sein eigenes Zelt dabei hatte. Ein breiter Grinser war ihm ins Gesicht geschrieben und für mich schien er der reinste Zauberer zu sein; insgeheim dachte ich mir: „So eine lange Wanderung würde ich auch gerne einmal machen.“ Nun war ich wieder beim Simperl, selber auf dem Weg zum Atlantik und Mayerhofers Geist begleitete mich. Was für ein Freudentag, ich kam dorthin zurück wo für mich vor 15 Jahren alles begann – am Anfang war es nur ein Traum!

Reinhold und ich wanderten von Villach das Drautal entlang und bei einem der Draukraftwerke trafen wir Erwin. Er erzählte uns, dass er auch gerne einmal am Jakobsweg nach Santiago de Compostela wandern möchte, dann gab er uns noch zu trinken und wir wanderten weiter doch bereits zehn Minuten später trafen wir in wieder. Er war uns nach gefahren denn er hatte uns etwas Wichtiges zu sagen. Im nächsten großen Ort gab es ein gutes Restaurant und Liesi, die Wirtin, wäre schon informiert, dass wir kommen: Erwin lud uns zum Abendessen ein. Was für ein Fest! Den ganzen Tag freuten wir uns schon darauf und am Abend war es endlich soweit. Es gab Kärntner Topfennudeln und dann noch Schokoladepalatschinken zur Nachspeise. Was für ein Festessen. Liesi lud uns dann auch noch auf die Übernachtung im Hotel ein. Es gab eine Dusche und ein Bett. MAGICO!

Ein guter Freund von mir, Michael Schwingshackl ist seit Anfang Juni Schafhirte auf der Steinwander Hochalm in der Kreuzeckgruppe und wir wollten ihn unbedingt besuchen. Also ging es hinauf in die Berge. Einen Tag lang waren wir zusammen unterwegs, auf der Suche nach den Schafen. Hoch hinauf über den Gipfelgrat, vorbei an einsamen Bergseen, wieder runter ins Nachbartal und auf der anderen Seite wieder hinauf. Bald merkte ich, dass es wahrlich kein „schafloses“ Gebiet gab, denn die wolligen Tiere klettern wirklich überall herum, und das in einer Geschwindigkeit, die ich nie für möglich gehalten hätte. Es war ein beeindruckender Tag – draußen. Was für eine Kraft. Michi hatte im Sommer auch viel über Wildpflanzen gelernt, zeigte mir so manches Kraut und abends saßen wir zusammen in der Hütte, kochten frische Schwarzbeernocken und feierten. Das einfache Leben, abseits vom Konsumdenken unserer Zeit hatte eine ganz starke Kraft! (Mehr von Michael findet ihr auf seiner faszinierenden Homepage www.findthebase.org).

Voller Freude wanderte ich weiter nach Lienz und warte nun hier auf Andre und Reinhold, die noch in den Bergen sind. Lienz wird wohl eine GROSSE Wegkreuzung für uns alle werden. Reinhold und ich haben auf der Steinwander Hochalm entschieden vorerst einmal getrennte Wege zu gehen. Wir haben beide gespürt, dass dies für uns wichtig ist und haben uns diese Option von Anfang an auch offen gelassen. Getrennte Wege, es stimmt mich traurig und doch spüren wir beide, dass es wohl so sein muss – jeder von uns spürt, dass er seinem STERN folgen muss. Reinhold geht nach Nordtirol, Andre und mich zieht es in die Dolomiten und dann geht’s wohl weiter nach Vorarlberg und in die Südschweiz zur Winterpause. Auch darauf freue ich mich, aber vorerst ist das Leben so magisch, so unglaublich schön, dass ich jeden Augenblick sehr intensiv lebe. Ich habe viel losgelassen, habe mich von vielem bereits verabschiedet und ziehe nun ganz frei durch die Lande. Diese unglaubliche Freiheit macht mein Herz so leicht, macht das Gehen zu so einem so wunderbaren Erlebnis, dass ich mir zurzeit nichts schöneres vorstellen kann. Es ist ein Weg der FREUDE und ich habe endlich meine Bestimmung in meinem Leben gefunden.

Zum Abschluss dieses langen Briefes möchte ich noch einem ganz lieben Freund von mir Gratulationswünsche übermitteln. Einige von Euch kennen Ihn ja schon von meinen Erzählungen, Martin Georg Vosseler. Letztes Jahr fuhr er mit dem Solarboot über den Atlantik, weil er aus ökologischen Gründen auch schon lange in kein Flugzeug mehr einsteigt und weil er zeigen wollte, dass wir „nur“ mit der Kraft der Sonne den Ozean überqueren können. Und am 1. Jänner dieses Jahres begann er in Los Angeles, am Pazifik, seine weite Wanderung nach Boston wo er Ende August ankam. Tausende Kilometer zu Fuß durc hdie gesamte USA, im Alter von 59 Jahren. LEBEN ohne Grenzen! Ihr könnt’ mehr über diese faszinierende Wanderung nachlesen: Staunen, Lächeln, sich ganz einfach FREUEN und FEIERN! www.martinvosseler.ch

Herzlichen Glückwunsch mein AMIGO grande und so möchte ich Dir zum Abschluss noch ein paar Zeilen von Hermann Hesse widmen, die ich heute morgen gelesen habe; sie passen so wunderbar zu unserem Leben!

Daß Gott in jedem von uns lebt

Daß Gott in jedem von uns lebt,
dass jeder Fleck Erde uns Heimat sei,
jeder Mensch uns verwandt
und Bruder ist, daß
das Wissen um diese göttliche Einheit
alle Trennung in Rassen, Völker,
in Reich und Arm, in Bekenntnisse
und Parteien als Spuk und
Täuschung entlarvt – das ist der
Punkt auf den wir zurückkehren,
wenn furchtbare Not oder zarte
Rührung uns Ohr geöffnet
und unser Herz wieder liebefähig
gemacht haben.

Hermann Hesse

So und Euch allen alles Gute, Glück und Gottes Segen und viel FREUDE im Leben!

Euer,
walking bear
Der Weltenwanderer
www.globalchange.at

 

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