Wie aus “Stinkeöl” italienisches Extra Vergine gemacht werden soll. Jetzt Petition unterschreiben!
Ganz aktuell zeigt ein Video in drastischer Weise nicht nur auf wie „normal“ das Panschen organisiert wird, sondern auch warum es eine Lobby für die Verbraucherinteressen so schwer hat. Mit dem Polster von 100.000 Euro Extraprofit pro Tanklastwagen, wie es im Interview deutlich wird, stehen der Gegenseite enorme Mittel zur Durchsetzung ihrer Interessen zur Verfügung. Was hier im Video dokumentiert wird, wird nur die Spitze des Eisberges sein. Es zu zeigen und mit vielen zu teilen hilft sicher, ein wenig mehr von dem Eisberg frei zu legen und seine Struktur besser zu verstehen. Gegen diese Kraft der Extraprofite können wir wohl nur die Stärke der Öffentlichkeit setzen. Helfen Sie mit diese herzustellen.
Zum Video auf YouTube mit deutscher Übersetzung
Fast 50 Jahre Gesetzgebung gegen Verbraucher und Kleinerzeuger (Oliviers) sind genug. Weitere Änderungen dieser Verordnung schränken abermals die Informationsmöglichkeiten von Oliviers und für Verbraucher ein.
Egal ob die seitens Brüssel angestrebte neuerliche Reform (Oliviers soll verboten werden, jegliche individuelle Beschreibung ihres Olivenöls wie näheren Angaben zu Herkunft, Geschmack und Verwendung auf das Etikett zu schreiben) von österreichischer Seite befürwortet wird oder nicht – es ist höchste Zeit, die Olivenölverordnung in ihrer aktuellen Form abzuschaffen. Bereits die letzte Änderung erweiterte die Fehlertoleranzen derart, dass auch nicht zum Essen geeigneten Lampantöle jetzt verkehrsfähige native Olivenöle werden können. Die Verordnung begünstigt so die no name – Bedürfnisse der industriellen Massenhersteller mit ihrer oft chemisch und thermisch geschönten Qualität und macht sie zum negativen Standard für alle.
An das BMLFUW richtet sich daher folgende Forderung:
Setzen Sie sich bitte für die Abschaffung der EU-Olivenölverordnung in Brüssel ein.
Berufen Sie dazu einen runden Tisch ein, um auch Verbraucher und Oliviers zu Wort kommen zu lassen und Alternativen zu diesem Gesetz zu formulieren.
Laden Sie dazu Verbraucher und Verbraucherschutzorganisationen und -medien wie VKI, Slow Food, Konsumentenschutz Verband, aber auch kommunale Lebensmittel-Behörden und weitere thematische Fachexperten ein. Weiterhin Oliviers, weil diese durch das Gesetz in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung eingeschränkt und damit in ihrer Existenz gefährdet sind.
Ausführliche Begründung der Forderungen
Am 22. September 1966 wurde mit der EU-Verordnung 136/66 erstmals ein Gesetz für Olivenöl in Abgrenzung zu anderen Speisefetten und Ölen geschaffen. Sicher war einer der Gründe für diese spezielle Gesetzgebung, den vielfachen Betrugen an diesem Lebensmittelprodukt einzudämmen. 2016 jährt sich dieses Gesetz nun, mit seinen zahlreichen Änderungen, die es über die Jahre erfahren hat, zum fünfzigsten Mal. Schaut man rückblickend auf seine Wirkung, sieht man eine Geschichte nahezu jährlicher Olivenölskandale mit einer nachfolgenden Verfeinerung der Olivenölpanschereien, der Legalisierung von Betrug und der Förderung industriell hergestellter Olivenöle. Experten schätzen Olivenöl wie eh und je als das am meisten von Betrug betroffene Lebensmittel innerhalb der EU ein.
Bestanden die Betrügereien vor der Gesetzgebung vor 49 Jahren zumeist aus Zumischungen von Ölen anderer Provenienz, so bewirkte die Einführung von Qualitätsklassen – mit dem ‚Nativen Olivenöl Extra’ als der höchsten Güteklasse –, einer Auslese vergleichbar, nur eine Verlagerung der Fälschung in die Labore.
Lampantöle, die schon immer einen sehr großen Teil der produzierten Qualität ausmachten, wurden tatsächlich eher für Öllampen als zum Essen verwendet. Ein weiterer, großer Anteil der produzierten Olivenöle hatte durchschnittlich die Qualität, die beim Wein einem einfachen und ehrlichen Landwein gleichkäme. Die Oliven wurden reif geerntet, archaisch in der Steinmühle verarbeitet, und das Öl wurde nicht gefiltert. Dadurch schmeckte es schön weich und buttrig, war nicht lagerfähig, und bald schon bekam es ranzige Noten, an die man aber gewöhnt war.
Auch wenn heute Olivenöl zumeist in modernen Edelstahlmühlen erzeugt wird, entstehen dabei meistens Öle, die immer noch diese schlechte oder höchstens einfache Qualität besitzen. Große, den Markt beherrschende Konzerne lassen diese Olivenöle von zahlreichen Zwischenhändlern einsammeln, um sie dann in ‚Chemiefabriken’ zu Nativem Olivenöl Extra zu rektifizieren, wie man diese Schönung der Öle nennt. Weil aber alle chemisch-technischen Fortschritte bei der Rektifizierung die schlechte Ursprungsqualität nicht überdecken können, wurden mit vielen Änderungen der Olivenölverordnung entsprechende Anpassungen vorgenommen, z.B. durch großzügige Fehlertoleranzen. Was früher noch ein Lampantöl war, ist nach heutiger Gesetzeslage großenteils zumindest ein ‚natives Olivenöl’. Olivenölskandale kann es daher heute kaum mehr geben, der Betrug ist durch die Gesetzgebung quasi legalisiert worden. Heute ist es überwiegend nicht mehr das einfache Bauernöl, das die Verbraucher in die Flasche abgefüllt bekommen, sondern das zur Auslese rektifizierte Lampantöl.
Noch zaghaft, aber in Ansätzen erkennbar, schickt sich eine junge Generation von Kleinerzeugern an, sich zu Oliviers zu qualifizieren und damit nicht mehr nur Oliven-Rohstofflieferanten für die Olivenölindustrie sein zu müssen. Sie haben auf dem Markt, vergleichbar den Winzern beim Wein, nur dann eine Chance, wenn sie der industriell gefertigten Olivenölmelange ein echtes und individuelles Olivenöl entgegen setzen. Die Olivenölverordnung ist aber, sicher nicht zufällig, zu einer Industrienorm geworden, der sich wegen des Gesetzescharakters in Europa alle unterordnen müssen.
Anmerkung:
Auf der Internetseite www.artefakt.eu finden Sie eine umfangreiche Materialsammlung an Aufsätzen, Stellungnahmen, Berichten u.a. von arteFakt, Slow Food, Merum, der Welt, dem Stern und die Originaltexte der EU-Olivenölverordnung
Wenn auch Sie finden “es reicht”, unterstützen Sie bitte diese Petition und machen wir uns gemeinsam dafür stark die Qualität zu bekommen, die wir erwarten (arteFakt-Deutschland hat dazu schon mehr als 3000 Unterschriften gesammelt).
Quelle & weitere Infos:
Johann Stacherl
www.artefakt-austria.eu