Was ist eigentlich biologischer Weinbau?

Wein und Sekt haben in Österreich eine lange Tradition. Ob ein frischer Traminer aus der Steiermark, ein kräftiger Blaufränkischer aus dem Burgenland oder ein saftiger Riesling aus der Metropole Wien mit ihren fruchtbaren Hängen: Österreichs Weine sind vielfältig und einzigartig.

Kein Wunder also, dass sie bei exquisiten Abendessen oder feinen Galas in die Gläser fließen dürfen. Der Weinbau in Österreich ist aber nicht nur aufgrund der unterschiedlichen Gebiete von interessanten Gegensätzen geprägt, sondern hier ist – genauso wie in anderen kulinarischen Bereichen – in letzter Zeit ebenso ein Trend zurück zur Natur festzustellen. Das heißt: Immer mehr Winzer betreiben ökologischen Weinbau. Doch was versteht man unter biologischem Weinbau eigentlich genau und welche Produktionsformen gibt es? Der folgende Artikel liefert Antworten.

Biologischer Weinbau in Österreich – Fakten und Zahlen

Zunächst ein paar Fakten: Ökologischer Weinbau nimmt weltweit stark zu. Zwischen 2005 und 2019 wuchs die Öko-Rebfläche um durchschnittlich 13 Prozent pro Jahr an. Österreich steht im globalen Vergleich bei der ökologischen Weinproduktion gut da: Rund 7.000 Hektar Rebfläche wurden mit Stand 2021 hierzulande biologisch bewirtschaftet. Das entspricht einem Anteil von rund 14 Prozent der gesamten Weinbaufläche Österreichs. Zum Vergleich: In Deutschland sind es nur rund 9.300 Hektar, in der Schweiz ungefähr 1.700 Hektar. Diese Zahlen zeigen, dass biologischer Weinbau auf dem Vormarsch ist. Mittlerweile kann man zwischen zahlreichen Bioweinen von heimischen Winzern wählen. Die Auswahl wächst mit jedem Weingut, welches sich für die ökologische Bewirtschaftung seiner Rebflächen entscheidet, weiter an.

Wie ist biologischer Weinbau geregelt?

Biologischer Weinbau beruht auf der Grundlage, möglichst naturschonende Maßnahmen beim Düngen, Pflegen, bei der Bodenbearbeitung und beim Ernten zu setzen. Die EU gibt die Regeln für die Erzeugung von Biowein vor. Damit ist per Verordnung festgelegt, welche der zugelassenen Verfahren und Produkte für Biowein zulässig sind. Früher bezog sich die Regelung nur auf die Traubenproduktion, heute hingegen auf die gesamte Weinherstellung. Seit der Ernte 2012 ist die Angabe „BIO-Wein“ bzw. „Öko-Wein“ mit der Verwendung des EU-Bio-Logos mit der Codenummer der Zertifizierungsstelle zugelassen. Die notwendigen Zertifizierungen werden von Öko-Kontrollstellen durchgeführt. Darüber hinaus haben sich Österreichs Winzer an das österreichische Weingesetz zu halten. Das Ziel eines Weingutes mit biologischer Wirtschaft ist es, ein ausbalanciertes Ökosystem auf dem Weinberg zu erhalten.

Beim biodynamischen Weinbau gibt es hingegen noch strengere Vorgaben. Die Einhaltung wird durch private Organisationen wie DEMETER kontrolliert. Grundlage ist dabei die Lehre von Rudolf Steiner, die den Weinberg ganzheitlich betrachtet.

Die Sortenauswahl im biologischen Weinbau

Biologischer Weinbau fängt schon bei der Auswahl der Rebsorten an. So sind es vor allem autochthone Sorten wie der Grüne Veltliner, der auch im Weingut Diem Gerald und Andrea im Retzer Land den Ton angibt, oder Traminer und Muskateller, die auf den biologisch bewirtschafteten Hängen gedeihen. Außerdem greifen Bio-Winzer gern auf wenig pilzanfällige Rebsorten zurück, um weniger Pflanzenschutzmittel einsetzen zu müssen.

Düngen im ökologischen Weinbau

Rebstöcke brauchen für ein optimales Wachstum und eine gesunde Reife eine harmonische Nährstoffversorgung. Diese erzielen Bio-Winzer nicht mit künstlichen Stoffen, sondern durch eine Belebung des Bodens mit Mikroorganismen, kleinen Tieren und Insekten. Diese gehören auf einem Weingut somit einfach dazu – ja mehr noch: Sie sind unverzichtbar. Eine ganzjährige Begrünung mit unterschiedlichen Pflanzen statt kahlgeharkten Reihen, ist ebenfalls eine Möglichkeit, ein aktives Bodenleben zu fördern.

Weniger ist mehr – der Ertrag

Der Verzicht auf Schädlingsbekämpfungsmittel, chemische Dünger und Pflanzenschutzmittel mindert ganz automatisch den Ertrag im biologischen Weinbau. Was zunächst negativ klingt, ist bei genauerer Betrachtung allerdings gar nicht so schlecht. Denn Spitzenwinzer mindern den Ertrag durch rigoroses Beschneiden der Pflanzen zum Beispiel absichtlich, um große Weine hervorzubringen. Denn auch im Weinbau gilt: Weniger ist mehr. Weniger Erträge an den einzelnen Rebstöcken bringen somit gehaltvollere Weine hervor, die ein hohes Potenzial haben, um zu Spitzenweinen mit einer Fülle an Terroir-eigenen Aromen, einer exzellenten Säure-Balance und einer Vielfalt von Inhaltsstoffen zu werden.

Sind Bioweine vegan?

Viele denken bei biologischer Weinwirtschaft sofort auch an vegane Weine. Doch nicht jeder Biowein ist automatisch auch ein veganer Wein. Auch Weine aus biologischem Anbau können mit Gelatine geklärt oder mit anderen tierischen Stoffen behandelt werden. Ein Blick auf das Etikett oder eine Nachfrage bei Bio-Winzern, die auch vegane Weine produzieren, wie etwa das Bio-Weingut Gols im Burgenland, hilft bei der Auswahl des veganen Bioweins.

Exquisite Kreationen erlesener Bio-Winzer Österreichs

Wer die besten Bioweine probieren möchte, kann sich an der Bewertung des österreichischen Wein- und Gourmetmagazins Falstaff orientieren. Dieses 1980 gegründete Unternehmen gilt im deutschsprachigen Raum als eine der renommiertesten Plattformen in Sachen Kulinarik und beschäftigt sich daher auch intensiv mit dem Thema Wein. Jährlich entsteht so mittlerweile ein Weinführer, der vordergründig Weingüter und Weine aus Österreich in den Fokus rückt, aber auch internationale Kreationen verkostet. Die Weingüter werden dabei mit einem bis fünf Sternen bewertet – durchaus vergleichbar mit dem Gault Millau und dem Eichelmann.
Für die Weine selbst zieht Falstaff eine 100-Punkte-Skala heran. All jene Weine, die dabei mehr als 90 Punkte erreichen, sind bei Weinkennern somit die erste Wahl. Besonders hohe Bewertungen schafften zum Beispiel folgende zwei edlen Tropfen: Der Blaufränkisch Alter Berg 2017 mit 97 Punkten vom Weingut Heinrich Gernot am Neusiedlersee und der Sauvignon blanc Alte Reben Straden 2017 mit 98 Punkten vom Weingut Neumeister in Straden in der Steiermark.

 

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