Der Überfischung der Meere wird von vielen Seiten her der Kampf angesagt. Inzwischen haben nicht nur verschiedene Umweltorganisationen die Masse des gefangenen Fischs und die Methoden angeprangert, sondern auch in der Öffentlichkeit ist der Begriff nachhaltiger Fischfang bereits thematisiert worden. Inzwischen gibt es verschiedene Prüfsiegel, an denen sich der Verbraucher beim Kauf orientieren kann. Diese Siegel beachten nicht nur die Menge des gefangenen Fischs, sondern legen ebenso einen großen Wert auf die Verhinderung des Beifangs und den Schutz der Bestände. Doch nicht nur der Alaska-Seelachs oder der Thunfisch ist von Bedeutung. Auch bei Nahrungsergänzungsmitteln muss mittlerweile auf die Nachhaltigkeit der Produkte geachtet werden. So spielt das Thema beispielsweise auch bei Omega-3 Produkten in vielen Bereichen eine große Rolle.
Hauptziele zur Unterstützung nachhaltiger Fischerei
2011 hat die Europäische Kommission die Regelungen für die nachhaltige Fischerei verschärft. Da in der EU ungefähr 75 Prozent der Bestände bereits überfischt sind, ist ein strenges Gesetz längst überfällig. Aus diesem Grund wurde eine Reihe von neuen Hauptzielen implementiert:
- Ökosystembasiertes Management: Die Fischerei soll durch langjährige Planungen geregelt werden, die auf dem Ökosystem- und Vorsorgeansatz beruhen. Damit soll erreicht werden, dass sich die Fischerei nur minimal auf das betroffene Ökosystem auswirkt.
- Verbot von Rückwürfen: Das Zurückwerfen von Fischen ist verboten. Insgesamt werden jährlich rund 23 Prozent der gesamten Fänge wieder über Bord geworfen. Damit erhoffen sich die Verantwortlichen eine bessere Sammlung der Daten bezüglich der Bestände, ein zuverlässigeres Management sowie eine erhöhte Effizienz der Ressourcen. Darüber hinaus wird so der Einsatz eines Beifang-Auslasses in den Netzen erhöht.
- Steuerung der Fangkapazitäten: Oftmals fischen die Flotten weit mehr, als die erlaubte Menge zulässt. Die Europäische Kommission hat daher erlassen, dass sich die Flotten der Mitgliedsstaaten bei ihren Fangkapazitäten an die vorgegebene Maximalmenge halten müssen.
- Weitere Ziele der Europäischen Kommission
Verschiedene Prüfsiegel
Eine Studie des Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel hat festgestellt, dass nicht alle Prüfsiegel verlässliche Indikatoren für nachhaltigen und umweltbewussten Fischfang darstellen. Demnach wurden rund hundert Bestände mit dem MSC-Siegel (Marine Stewardship Council) geprüft sowie weitere dreißig Bestände mit dem FOS-Zertifikat (Friend of the Sea). „Leider kann man sich auf die Label nicht verlassen“, so der zuständige Fischereibiologe des Forschungszentrums Rainer Froese. Aber nichtsdestotrotz sei es von Vorteil, die Produkte mit dem Siegel zu kaufen, als jene, die über kein Zertifikat verfügen. Neben den beiden untersuchten Siegeln gibt es noch drei weitere Zertifizierungsorganisationen: SAFE; Seafood Watch und Ökologische Aquakultur.
Laut der Studie wurde untersucht, wie groß der Bestand ist und wie stark er befischt wurde, so Froese. Allerdings stammt nur die Hälfte der Produkte, die mit einem MSC-Siegel versehen wurden, auch tatsächlich aus Bereichen, die nicht überfischt sind. Ein Drittel aller Bestände war zu klein und darüber hinaus zu sehr der Fischerei ausgesetzt. Die Verantwortlichen reagierten prompt und so entzog FOS drei Beständen das Siegel und MSC unterband die Zertifizierung von vier seiner Bestände.
Ein großes Problem bei der Vergabe der Siegel ist, dass nicht die Institute selbst die Siegel vergeben. Stattdessen sind andere Firmen mit der Vergabe beauftragt. Diese werden jedoch häufig von den zuständigen Fischereien bezahlt, sodass beide Beteiligten ein Interesse daran haben, dass das Siegel auch tatsächlich erteilt wird. Entsprechend fordern die Experten und Umweltschützer, dass die Kriterien verschärft werden sollen. Andernfalls schrumpfen die Bestände weiter, trotz der Anwendung der Qualitätssiegel.
Prüfsiegel im alltäglichen Leben
Diese Prüfsiegel finden sich in deutschen Supermärkten in unterschiedlichen Bereichen. Dabei wird das MSC-Siegel besonders bei Tiefkühlprodukten verwendet. Auch Thunfisch oder anderer Dosenfisch ist mit den Siegeln ausgestattet. Doch nicht nur bei den Nahrungsmitteln ist auf nachhaltigen Fischfang zu achten, sondern auch bei unterschiedlichen Nahrungsergänzungsmitteln. Hier ist beispielsweise das Omega-3 zu nennen, das ebenfalls durch nachhaltige Fischerei gewonnen werden kann. Diese ungesättigten Fettsäuren sind ein wichtiger Bestandteil der menschlichen Ernährung. Die natürlichen Fettsäuren sind wichtig für die Gesundheit. Neben den herkömmlichen Fettsäuren, enthalten Krillöl-Kapseln eine besondere Form des Omega-3. Diverse Studien haben mittlerweile erwiesen, dass sie unterstützend bei der Produktion von Hormonen, beim Zellstoffwechsel und bei der Bildung von Abwehrzellen wirken. Diverse Händler achten auch dabei genau darauf, dass Krill dafür schonend und nachhaltig geerntet wird – der Anbieter Mega-Rot beispielsweise. Käufer, die sich nicht auf die unterschiedlichen Prüfsiegel beim Kauf verlassen möchten, können sich beim WWF informieren über die Produkte, die ohne Bedenken gekauft werden können und welche nicht.
Verschiedene Fangarten
Auch die verschiedenen Fangmethoden stehen in der Kritik. Ein Grund ist das hohe Aufkommen des Beifangs. Davon sind die Tiere betroffen, die eigentlich gar nicht von Interesse für die Fischer sind. Ein Beispiel ist der Beifang von Schildkröten beim Fang von Schwertfischen. Da beide mit den gleichen Ködern angelockt werden, kommt es häufig vor, dass statt einem Schwertfisch eine Schildkröte am Haken hängt. Abgesehen von dem schmerzhaften Fang an sich, werden die Haken oftmals lediglich an der Schnur gekappt und im Mund des betroffenen Tieres gelassen oder gewaltsam herausgerissen. Die Schildkröten werden dann als Beifang wieder zurück ins Meer geworfen , wo sie häufig aufgrund der inneren Verletzungen durch den verschluckten Haken sterben. Grundsätzlich gibt es unterschiedliche Fangmethoden. Jene, die für einen hohen Beifang verantwortlich sind und die, die versuchen den Beifang auf ein Minimum zu reduzieren.
Hoher Beifang:
- Schleppnetze:
Diese Netze sind kegelförmig und können kilometerlang sein. Sie werden durch das freie Wasser gezogen oder über den Meeresboden. Diese Art des Fischfangs erzeugt eine große Menge an Beifang und fügt darüber hinaus der Meeresumwelt große Schäden zu. Der WWF zielt darauf ab, in Zukunft die Nutzung der Schleppnetze zu verbieten. - Treibnetze:
Sie schweben wie eine unsichtbare Wand im Wasser und sind mit Gewichten an der unteren und Bojen an der oberen Kanten fixiert. Auch in diesem Fall wird ein hoher Beifang produziert. Darüber hinaus kommt es vor, dass Netze verloren gehen oder vergessen werden. Diese schweben dann als „Geisternetze“ im Wasser und fangen weiterhin Fische. Eine UN-Resolution hat diese Fischfangmethode jedoch verboten. - Langleine:
Die Leinen können bis zu 100 Kilometer lang sein und sind mit mehreren tausend beköderten Haken bestückt. Während vor allem Thun- und Schwerfische gefangen werden sollen, leiden besonders Jungfische, Seevögel, Haie und Schildkröten darunter.
Niedriger Beifang:
- Circle Hooks:
Die neuen Circle-Hooks haben den entscheidenden Vorteil, anders als die herkömmlichen J-förmigen Haken, dass sich Schildkröten dort nicht mehr verbeißen können. Denn die Haken sind kreisförmig und beinahe geschlossen. Dadurch soll der Beifang der Schildkröten um bis zu 90 Prozent verringert werden. - Eco Harvesting:
Besonders beim Fang des antarktischen Krills (siehe Foto rechts. Quelle: commons.wikimedia.org © Infrogmation, CC-BY-SA-3.0-migrated) werden nachhaltige Methoden angewendet. Das Eco Harvesting legt größten Wert auf eine möglichst niedrige Fangquote, die weit unter den erlaubten Richtwerten von 4 Millionen Tonnen liegt. Zusätzlich wird ein Beifang-Auslass verwendet, um diesen auf ein Minimum zu reduzieren.
Fazit: Strengere Richtlinien sind längst überfällig
Grundsätzlich ist es gut, dass sowohl die Europäische Kommission, als auch die Vereinten Nationen mittlerweile reagiert haben. Nur ist ein Großteil der Gebiete bereits überfischt und bis sich die Bestände erholen, wird noch eine Weile dauern. Darüber hinaus gibt es immer wieder Länder, die sich den Richtlinien aus den unterschiedlichsten Gründen widersetzen. Ein Beispiel ist der Walfang in Japan, der zwar durch ein Moratorium des IWC von 1986 verboten wurde, jedoch gibt es Grauzonen und Sonderformen (beispielsweise wissenschaftliche Zwecke). Fakt ist: Wenn sich nicht zukünftig jeder an die Auflagen hält, droht eine weltweite Überfischung.